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#MiSA Report: Jetzt aber mal «in echt»!
Im Studium lernt man viel, sehr viel. Da ist vielleicht bei euch auch schon mal die Frage aufgepoppt: Was bringt mir das für die Praxis? Das könnt ihr im Projektatelier des Master-Studiums der Sozialen Arbeit herausfinden. Welche konkreten Antworten Eliane Wiedmer und Sarina Weingartner im letzten Herbstsemester zu dieser Frage gefunden haben, verraten wir euch hier
Ja klar, als Student*in der Sozialen Arbeit macht ihr euch Gedanken über eure Kompetenzen. Das ist sogar Teil des Curriculums. Aber Eltern? Es gibt sicher Menschen, die sehr reflektiert an die eigene Elternschaft herangehen, wissen selbst die, was da genau abgeht? Das ist sicher nicht anders bei Eltern, die ein stationäres Eltern-Kind-Angebot in der Institution Meliso nutzen, welches – neben anderen –Dienstleitungen im Bereich des freiwilligen und zivilrechtlichen Kindesschutz anbietet.
So gut, so naheliegend, aber wie ist es mit den Fachpersonen, die im Meliso arbeiten? Wie reflektieren sie die Kompetenzen ihrer Klient*innen? Nutzen sie das aktuelle Wissen und die zeitgemässen Standards der Sozialen Arbeit, damit die Eltern, denen sie begegnen, sich realistisch einschätzen können? Diese Fragen stellten sich Eliane Wiedmer und Sarina Weingartner im Projektatelier des Masters in Sozialer Arbeit im letzten Herbstsemester. Sie stellten fest, dass den Betreuer*innen im Meliso kein Hilfsmittel zur Verfügung steht, um die Kompetenzen zu analysieren.
So machten sich die beiden Studentinnen der BFH und HSLU im Tandem an die Arbeit: Sie entwickelten Fragebögen in vereinfachter Sprache, die möglichst die eigenen Erfahrungen und Erlebnisse der Eltern mit ihren Kindern einbezog. Immer mit dem Ziel, das die Eltern ihre eigenes Verhalten erkennen können und damit in die Lage versetzt werden, ihre Handlungen auch zu ändern. Genauso wurden die Ziele der Fachpersonen aufgenommen. Ihnen war wichtig, dass die Fragen auch für kognitiv eingeschränkte Personen geeignet sind und beachtet wird, dass die Muttersprache der Eltern nicht unbedingt Deutsch ist.
Eliane Wiedmer und Sarina Weingartner nutzten für die Arbeit an den Fragebögen ein «World Café» ‒ eine Methode der Partizipation, die durch eine lockere Atmosphäre unbeschwerte Diskussionen ohne Berührungsängste schaffen möchte. Insgesamt zehn Mitarbeitende beteiligten sich an diesem fruchtbaren Prozess, bevor die zukünftigen Anwender*innen die Fragebögen im Rahmen eines Mütterabends testen konnten. Die Studentinnen schilderten es als sehr spannend, wie sich der Fragebogen entwickelte. «Die Transferleistung der wissenschaftlichen Sprache in die alltagsnahe, leichte Sprache war herausfordernd. Wir haben den Eindruck, dass uns das vor allem mithilfe eines Perspektivwechsels in die Situation der Anwender*innen durch die Diskussionen mit ihnen gelang.» Gleichzeitig stellten sie fest: Die Fragen können nicht so stark vereinfacht werden, dass auch für die Mütter mit dem tiefsten kognitiven Niveau alles allein ausfüllen können. Ansonsten verlieren Fragen zu sehr an Relevanz. So war die Suche nach Worten auch immer eine Suche nach dem besten Kompromiss.
Am Ende des Semesters und all dieser Überlegungen und Ausarbeitungen im Projektatelier steht das Produkt: Vier jeweilig der Situation angepasste Fragebögen und eine Anwendungsanleitung. Nun können die Fachpersonen des Meliso Eltern gezielter unterstützen, ihre Elternkompetenz weiterzuentwickeln. Die Fragebögen begleiten sie auf dem Weg, selbständig mit ihren Kindern leben zu können und ihre Elternkompetenz im Alltag konkret zu nutzen. Die Fachleitung Pädagogik im Meliso, Ursula Rech reagiert auf die Fragebögen mit den Worten: «Ich bin gerade wieder neu beeindruckt zu sehen, wie viel Eltern zu leisten haben, damit ihre Kinder gute Bedingungen erhalten.» Wie beachtlich, dass zwei Studentinnen des Kooperationsmasters dafür gesorgt haben, dass Eltern diese Kompetenzen auch erhalten. Eine echt wertvolle Antwort auf die Frage «Was bringt mir das Studium für die Praxis?».