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Ungeradewegs erfolgreich

Nils Loeffel berichtet über seine verschie­denen Tätig­keits­felder, sein Studium in Sozialer Arbeit – und weshalb er froh ist, sich für diesen Plan B entschieden zu haben

  • Ungeradewegs erfolgreich

Was haben Kultu­r­ar­beit, Politik und Soziale Arbeit gemein? Nils Loeffel aus Olten berichtet über seine verschie­denen Tätigkeits­felder, sein Studium in Sozialer Arbeit an der Hoch­schule Luzern (HSLU) – und weshalb er froh ist, sich für diesen Plan B entschieden zu haben.

Nils Loeffel, du bist Sozi­al­ar­beiter, Mitor­ga­ni­sator eines Musik­fes­ti­vals und seit Kurzem im Stadtrat von Olten. Sind das drei unabhängige Enga­ge­ments oder beein­flussen sich diese Aufgaben gegen­seitig?

Diese drei Tätigkeiten stehen in unmit­tel­barem Zusam­men­hang. In der Sozialen Arbeit geht es um die Zusam­men­ar­beit mit Menschen; Menschen mit unter­schied­lichsten Hintergründen, Bedürfnissen und Ansprüchen. So ist es auch in der Kultu­r­ar­beit und in der Politik. Eine weitere Paral­lele ist, dass die geleis­tete Arbeit nicht immer direkt messbar ist. Oftmals ist es eine Inves­ti­tion in die Zukunft, mit mehr oder weniger unge­wissem Ausgang. Man kann vieles prüfen, planen, vorbe­reiten und versu­chen sich abzu­si­chern – eine 100-prozen­tige Garantie, dass es am Ende wirk­lich funk­tio­niert, gibt es aber nicht. Es trotzdem zu machen, braucht Mut. Das habe ich im Rahmen des Studiums und des Berufs­le­bens bisher gelernt und das hilft mir gerade auch in der Politik sehr.

Inwie­fern profi­tieren deine anderen Tätigkeiten von deinem Wissen aus der Sozialen Arbeit?

Das Studium in Sozialer Arbeit hilft mir dahin­ge­hend, dass ich mir ein grosses Hinter­grund­wissen im Bereich der Sozial-, Fami­lien- sowie Kinder- und Jugend­po­litik erar­beiten konnte. Zudem bin ich es durch die Arbeit als Sozi­al­ar­beiter gewohnt, mit unbe­kannten Leuten ins Gespräch zu kommen. Seit einigen Jahren arbeite ich beim Kanton Solo­thurn, aktuell als Leiter der kanto­nalen Anlauf- und Koor­di­na­ti­ons­stelle für Kinder- und Jugend­fragen. So habe ich die Prozesse und Tücken der öffent­li­chen Verwal­tung kennen­ge­lernt. Und gesehen, was es alles braucht, um sinn­volle und mehr­heitsfähige Lösungen zu finden – eine hilf­reiche Voraus­set­zung für den Start als Stadtrat. Vieles kenne ich bereits und ich weiss, wie es funk­tio­niert. Diese Arbeits­stelle habe ich übrigens dank meinem Studium an der Hoch­schule Luzern bekommen. Das dama­lige Ausbil­dungs­prak­tikum hat mir viele Türen geöffnet.

Dann hat das eine zum anderen geführt, begonnen beim Studium an der HSLU?

Genau. Kurz nach Beginn meines Studiums habe ich begonnen, mich im ehema­ligen Kultur­lokal «Coq d’Or» in Olten zu enga­gieren. Ich habe Konzerte orga­ni­siert, Konzepte geschrieben, einen Verein gegründet und Projekte umge­setzt. Dabei konnte ich vieles, was ich im Studium gelernt hatte, direkt anwenden. Von Ideen, wie möglichst viele Menschen in ein Projekt mitein­be­zogen werden können, über das Wissen, wie man auf die öffent­liche Hand zugehen muss, um Unterstützung zu erhalten, bis zum klas­si­schen Projekt­ma­na­ge­ment. Poli­tisch schon immer sehr inter­es­siert, bin ich dann über die Kultu­r­ar­beit in die Lokal­po­litik gerutscht. Etwas, das ich mir lange nicht zuge­traut hatte, bis zur Gründung der Partei «Olten jetzt» zusammen mit ein paar Freunden. Und jetzt bin ich vier Jahre später völlig überra­schend in den Stadtrat gewählt worden. Dieser Erfolg wäre niemals möglich gewesen ohne unsere Kultu­r­ar­beit und die damit einher­ge­hende Bekannt­heit. Die Ausbil­dung im Bereich Soziale Arbeit wiederum hat mir persönlich die nötigen Fähigkeiten und das Selbst­ver­trauen dafür gelie­fert.

Dabei woll­test du ursprünglich «sicher nichts Soziales» machen. Woher der Sinnes­wandel?

Das stimmt! Nach der regulären Schule habe ich mich für eine Ausbil­dung zum Media­ma­tiker entschieden. Nicht etwa, weil das mein Traum­beruf war, sondern viel­mehr, weil ich mich von meinem Eltern­haus abgrenzen wollte. Der Vater Sozi­al­ar­beiter, die Mutter Kindergärtnerin und Reitpädagogin – ich wollte eine ganz andere Rich­tung einschlagen. Relativ früh musste ich mir dann aber einge­stehen, dass mir dieser Beruf nicht entspricht: Ich bin zu wenig kreativ, um mich in die Grafik zu vertiefen, zu wenig ehrgeizig, um Infor­ma­tik­pro­bleme zu lösen, und zu wenig konzen­triert, um mich im KV fest­zu­setzen. Zudem fehlte mir die Arbeit mit Menschen.

Nichts­de­sto­trotz hast du die Lehre abge­schlossen. Danach folgte der Wechsel zur Sozialen Arbeit, deinem Plan B. Ein rich­tiger Entscheid?

Ja, dieser Schritt war nahe­lie­gend. Aufge­wachsen bin ich auf einem Pfer­dehof, meine Eltern haben da Time-outs für Jugend­liche sowie die IV-unterstützte Ausbil­dung zum Pfer­de­wart, zur Pfer­de­wartin  ange­boten, Lager für Menschen mit und ohne Beeinträchti­gung orga­ni­siert und eine teil­be­treute Wohn­gruppe aufge­baut. Meine Schwester und ich waren dabei mal weniger mal mehr in die Arbeit invol­viert. Im Austausch mit meinem Vater und durch die eigenen Erfah­rungen, wusste ich, dass ich in der Sozialen Arbeit finden würde, was mir in der Media­ma­tiker-Ausbil­dung fehlte. Ich holte dann die Berufs­ma­tura nach und leis­tete meine Zivil­dien­steinsätze in Insti­tu­tionen für Menschen mit einer Sucht­pro­ble­matik. Danach wusste ich: Das ist mein Weg.

Es folgten der Bachelor und der Master in Sozialer Arbeit der Hoch­schule Luzern. Hat dir das Studium besser gefallen als deine Erst­aus­bil­dung

Defi­nitiv. Ich wusste im Vorfeld nicht wirk­lich, ob das mit dem Studieren funk­tio­niert und wie viel Spass es mir machen würde. Aber es hat mich vom ersten Tag an begeis­tert. Relativ schnell habe ich fest­ge­stellt, dass ich mich gerne in einige Bereiche vertiefen möchte und das Master-Studium dafür bestens geeignet ist. Es war absolut der rich­tige Entscheid! Gerade der Master hat mich beruf­lich wie auch in meinem privaten und poli­ti­schen Enga­ge­ment weiter­ge­bracht.

Das Inter­view ist übernommen aus dem HSLU Blog "Aktuell" des Depar­te­ments Soziale Arbeit. Zum Original-Beitrag geht es hier.

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