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Rückblick: Soziale Arbeit global. Eine Themenwoche des Masters in Sozialer Arbeit

Eine Woche lang stand das Thema «Soziale Arbeit global» im Fokus. Vorge­stellt und disku­tiert wurden inter­na­tio­nale Theorie- und Praxis­an­sätze

  • Rückblick: Soziale Arbeit global. Eine Themenwoche des Masters in Sozialer Arbeit

Der Master in Sozialer Arbeit widmete sich eine Woche lang dem Thema «Soziale Arbeit global». Vorge­stellt und disku­tiert wurden inter­na­tio­nale Theorie- und Praxisansätze und der Austausch wurde gepflegt – coro­na­be­dingt online, aber umso leben­diger.

Tobias Frit­schi, Dozent der BFH, führte die Studie­renden in den Capa­bi­lity Approach des indi­schen Ökonomen Amartya Sen ein. Rebekka Ehret, Dozentin der Hoch­schule Luzern, unter­rich­tete zum Thema «Annäherungen an fremde Kulturen».

Ein beson­deres High­light der Themen­woche bildeten Begeg­nungen mit Sozi­al­ar­bei­tenden in Ghana. Über MS Teams mode­rierte Dieter Haller, Programm­leiter des Masters an der BFH, Sequenzen mit Fach- und Führungskräften sozialer Insti­tu­tionen. In einer Video-Session lernten die Master-Studie­renden Mitar­bei­tende und Klien­tinnen der Orga­ni­sa­tion CBR Garu aus dem Norden Ghanas kennen. Die Abkürzung «CBR» steht für Commu­nity Based Reha­bi­li­ta­tion (Gemein­de­nahe Reha­bi­li­ta­tion). Dahinter steckt ein fach­lich hoch­ste­hendes Konzept der Behin­der­ten­ar­beit. Zusammen mit der behin­derten Person wird in deren sozialen Umfeld eine Basis für die selbständige Lebensführung aufge­baut. Entspre­chend umfasst die Unterstützung thera­peu­ti­sche Hilfen, Ausbil­dungs­ak­tivitäten, finan­zi­elle Start­hilfen und soziale Trai­nings.

Isaac Tiga, Leiter von CBR Garu, erklärte den breiten Ansatz seiner Insti­tu­tion. CBR unterstützt Menschen mit physi­schen Beeinträchti­gungen, körper­lich Behin­derte und Menschen mit See-, Sprech- und Hörbeeinträchti­gungen. Im gesell­schaft­li­chen Umfeld Ghanas ohne staat­liche Sozi­al­ver­si­che­rungen sind Behin­derte in hohem Ausmass von Armut und in der Folge von Stig­ma­ti­sie­rung betroffen. Im Jahr 2019 sei es CBR gelungen, den Lebens­un­ter­halt von etwa 2'000 Menschen mit Behin­de­rungen zu sichern. Namhafte Beiträge an die Gesund­heits­ver­sor­gung von etwa 3'000 Menschen mit Behin­de­rungen konnten geleistet werden. Das sei auch der guten Arbeit der 22 Fach­leuten des Teams zu verdanken.

Cynthia Awini widmet sich speziell dem Thema der sozialen Inte­gra­tion. Dabei spielt der Einbezug von Frauen mit psychi­schen Beeinträchti­gungen in Arbeitspro­zesse eine wich­tige Rolle. Der im Norden Ghanas verbrei­tete Shea-Baum liefert dafür einen Rohstoff. Aus seinen Nüssen kann die Shea Butter extra­hiert werden, ein wert­voller Rohstoff für Nahrungs­mittel und Kosme­tika. Der Verar­bei­tungs­pro­zess von der rohen Shea-Nuss bis zur Butter­masse mit hoher Qualität ist komplex und anstren­gend. Die Unterstützung der Frauen umfasst die Anlei­tung in der Verar­bei­tung und allen­falls das Coaching beim Aufbau einer eigenen kleinen Produk­tion.
Cynthia Awini bezeichnet den Nutzen dieses Zweigs von CBR: Die Butter ist ein Nahrungs­mittel für die Fami­lien. Sie gene­riert gleich­zeitig Einkommen, das für Lebens­not­wen­diges wie Medi­ka­mente und Schul­gelder einge­setzt werden kann. Bereits konnten 410 Personen in die Shea-Butter-Produk­tion einbe­zogen werden.

Rege Diskus­sionen

Die Studie­renden und die Fachkräfte von CBR führten Diskus­sionen, die auch rückbli­ckend von beiden Seiten in hohem Ausmass geschätzt wurden. Kerstin Thiel, BFH-Studentin im Master in Sozialer Arbeit stellte beispiels­weise die Frage: «Wie ausge­gli­chen ist das Männer-Frauen-Verhältnis unter den Sozi­al­ar­bei­tenden in Ghana? Mehr männliche als weib­liche Sozi­al­ar­beiter? In der west­li­chen Welt gibt es mehr weib­liche Sozi­al­ar­beiter.»

Isaac Tiga, Leiter von CBR, antwor­tete: «Im Allge­meinen gibt es in Ghana mehr weib­liche als männliche Sozi­al­ar­beiter, wie in der west­li­chen Welt. Der Haupt­grund dafür ist, dass die Bevölkerung Ghanas überwie­gend Frauen zu den Arbeits­su­chenden gehören. Was jedoch den CBR betrifft, so haben wir derzeit mehr Männer als Frauen, weil die Arbeit im Einsatz­ge­biet viel Zeit und Energie erfor­dert, wenn die Gemeinden mit dem Motorrad für die Arbeit besucht werden. Für die meisten weib­li­chen Sozi­al­ar­bei­te­rinnen ist dies schwie­riger, denn im Norden werden die Haus­ar­beiten hauptsächlich von Frauen erle­digt: Kochen, Waschen, Kinder­be­treuung, Haus­halt usw. Es kommt nur selten vor, dass sich die Männer mit solchen Tätigkeiten beschäftigen. Infol­ge­dessen ist es für die meisten Frauen schwierig, die Arbeit der CBR mit ihren häusli­chen Pflichten zu verbinden. Nichts­de­sto­trotz schaffen es die wenigen, wie Cynthia und ihre Kolle­ginnen gut und es ist zu hoffen, dass sich die Situa­tion in Zukunft ändern wird.» 

Zum Origi­nal­bei­trag hier entang!

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